Die Globalisierung hat uns vieles gebracht. Die wunderbaren Schätze der Natur in ihrer Vielfalt. So können wir Kiwis, Bananen, Orangen, Feigen, Datteln, Meeresfische etc. geniessen und unser Speiseplan wird vielfältig bereichert. Genauso gilt das für das Kennenlernen der verschiedensten Kulturen und ihren besonderen Fertigkeiten. Musik, die um die Welt reist, sind wunderbare Geschenke und berühren uns tief im Herzen.

Was aber auch passiert ist, dass wir auf der ganzen Welt den gleichen Kaffee in Starbucks trinken, Fastfood in Mc Donalds konsumieren, Kleider von H&M tragen. Dafür brauchen wir nicht zu reisen. Der italienische Kaffee schmeckt am Strand von Sardinien einfach unvergleichlich und lässt sich nicht in gleicher Qualität in meiner Küche reproduzieren. Er wird dann zu einer schlechten Kopie. Vielleicht ist der Kaffee sogar gleich gut, doch das Ambiente lässt ihn anders schmecken und wirken in mir. So freue ich mich bereits jetzt auf den wunderbaren Cappuccino mit Soyamilch, den ich an meinem Lieblingsstrand vom Porto Taverna in der Bar trinken kann.


Der Versuch die Dinge zu normieren, gleichzumachen hat mit der Idee zu tun, dass alles in messbare Grössen verpackt werden muss und natürlich lukrativ sein soll. Alles wird in Zahlen gemessen und muss bewertbar sein. Das fängt bereits in der Schule an. Wo wir immer noch die Kinder mehrheitlich durch Jahrgangsklassen und durch Messfilter (Noten) pressen, um dann sagen zu können, wofür sie geeignet sind, oder eben nicht. Sorry, das ist etwas spitz formuliert.


Doch sind wir mal ehrlich kaum auf der Welt, werden wir als erstes gemessen, gewogen und gepickt und durch ein Raster für «gesund» in der Norm begutachtet. In Bezug auf die Schule hat Remo Largo, ein Kinderarzt, bereits vor mehr als 20 Jahren gesagt, dass wir bis zum 15. Lebensjahr Unterschiede bis zu 7 Jahre in der Entwicklung feststellen können. Das alleine sagt doch schon, dass wir das Raster wenig hilfreich sind.


Wenn ich heute am Bahnhof bin, kann es geschehen, dass ich meine eigene Tochter nicht erkenne. Alle tragen die gleichen Klamotten, haben die gleiche Frisur und haben jetzt auch noch eine schwarze Maske auf. Einheitsbrei und Masse. Das Auge und die Sinne schlafen ein. Wir werden lethargisch.

Das würde uns auf einem orientalischen Markt nicht passieren. Viele Gerüche, Farben, Töne, Menschen aus der ganzen Welt. Hier sind wir hellwach und fasziniert. Erst die Buntheit macht das Leben interessant und spannend.


Aus diesem normativen Denken heraus ist es möglich, weltweit die gleichen Massnahmen für eine Situation zu bestimmen. Natürlich ist ein Virus ein Virus. Doch die Gegebenheiten machen sehr wohl einen Unterschied über seine Wirksamkeit. Ob ich in einer Grossstadt, einem Slum auf engstem Raum mit katastrophaler Hygiene lebe oder auf dem Land in einem kleinen Tal in der Schweiz, macht einen Unterschied.


Was mir in diesen zwei Jahren vor allem bewusst geworden ist, ist, dass die Individualität komplett uninteressant und offensichtlich unwichtig scheint. Doch sie macht immer einen Unterschied. Es ist ein Unterschied, ob ich über 80 Jahre und in einem altersgeschwächten Körper stecke oder ein junger gesunder Mann ohne Vorerkrankungen bin. Es macht einen Unterschied, ob ich übergewichtig und träge bin oder schlank und viel in Bewegung. Es lassen sich selten gute Lösungen für eine grosse Gruppe von Menschen finden und das ist auch gut so.


Wir alle haben eine Norm. Das ist richtig. Wir sind Mensch mit einem entsprechenden Bauplan. Doch das ist es auch schon. Aus diesem Bauplan entsteht ein Individuum. Kein Mensch gleicht dem anderen. Es gibt Ähnlichkeiten auch bei dem was Hilft, aber keine Regel. Die Regel macht die Ausnahme. Es ist immer ein Ausprobieren. Früher hatten die Ärzte noch eine Beziehung zu ihren Patienten. Sie kannten die Familiengeschichte, die Lebensumstände und den Alltag der Menschen und nutzen dies für ihre Behandlungsstrategien. Genau das macht den Beruf auch interessant. Das eben keiner wie der andere ist und wir immer wieder achtsam und offen dem Menschen begegnen müssen. Das gilt für alle Berufe, in denen es um die Menschen geht. Natürlich haben wir mit der Zeit Erfahrung, können den Menschen immer besser lesen und haben vieles gesehen und gelernt, was wir mit einbeziehen können. Aber auch da, kein Therapeut ist wie der andere, so wie kein Klient wie der andere ist.
Wir sollten aufhören gleiche Lösungen für alle Menschen finden und anwenden zu wollen. Wir sollten das Wunder der Vielfältigkeit schätzen und uns immer wieder über das Nichtwissen wundern. Schau in die Natur. Jede Tanne auf der ganzen Welt ist gleich. Doch jeder Standort gibt ihr einen individuellen Entfaltungsraum. Das ist bei uns nicht anders.


Die Kraft liegt in der Individualität. Die Kreativität liegt in der Unterschiedlichkeit. Wenn alles erkannt scheint und vorgegeben ist, macht das Leben gar keinen Spass mehr. Wir sind mit einem Forschergeist geborgen worden, unterschiedlich ausgeprägt, aber vorhanden. Diesen auf allen Ebenen wieder zu aktivieren, das wäre eine sinnvolle Tätigkeit. Vielen Menschen die Möglichkeit zu geben an ihren Orten gute und individuelle Lösungen zu finden und umzusetzen. Sich zu vernetzen und auszutauschen, um voneinander zu lernen – ja klar - doch um dann wieder nach Hause zu gehen, um die beste Lösung für mich an meinem Ort umzusetzen.


So habe ich alle meine Ausbildungen verstanden. Zugehört, um zu verstehen und dann an meine Fähigkeiten angepasst, um damit etwas zu bewirken. Dies immer wieder zu prüfen und an die Gegebenheiten anzupassen, das ist ein ewiger Kreislauf.
Nicht das Genormte überlebt, sondern das Wandlungsfähige, dass sich an die Bedingungen anpassen kann und darin seinen eigenen Weg findet. Im Gegenteil, je genormter, je anfälliger. Was wir gut an der Saatgutindustrie sehen können. Je mehr daran herumgebastelt wird, umso mehr Gift braucht es. Wir sollten umdenken. Zurück zur Kraft der Vielfältigkeit. Ähnliches zieht ähnliches an, das ist auch ein Naturgesetz. Innerhalb der Individualität entstehen gemeinsame Räume und die müssen nicht für alle stimmen. Natürlich gibt es immer übergeordnete Interessen. Doch diese sollten nicht der Macht, dem Geld oder der Politik dienen, sondern in einer Haltung zum Leben begründet sein. Wenn wir diese Haltung dem Leben gegenüber teilen, dann braucht es nur wenige gemeinsame Regeln und der Rest passt sich den individuellen Gegebenheiten an.


Wenn wir uns wieder als Teil von allem sehen, mit unserer Individualität, dann dient unser Handeln diesem Grösseren und gleichzeitig uns selbst. Da eines der hermetischen Gesetze lautet: wie oben so unten, wie innen so aussen, wie im Kleinen so im Grossen.


Wir sollten uns an das Wunder Mensch und Erde erinnern und hierfür unsere Individualität als Geschenk einbringen.


Ich wünsche uns ein Jahr voller Kreativität, Individualität und Gemeinsamkeit für die Lebendigkeit, das ist der Sinn des Lebens.
Von Herzen
Christiane – Weltenwandlerin
 

 

  

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